Das Parfum

 

Sindelfingen: "Das Parfüm" als literarisches Dinner im Hotel Erikson

Von unserem Mitarbeiter Thomas Morawitzky

Süskind heißt der Autor, Schuster der Küchenmeister: In bewährter Tradition luden das Sindelfinger Hotel Erikson und die Böblinger Agentur "Celebrationz" zum literarischen Dinner mit aufs Buch abgestimmten Gängen ein. Dieses Mal war es "Das Parfüm", das mundete.
   
Nicht nur mit köstlichen Gerüchen würzte Patrick Süskind sein Werk, das von den Wonnen, Verführungen und Abgründen eines Daseins handelt, das die Welt durch die Nase in sich einsaugt. So wie Grenouille, der Held des Romans, für seine Künste als Parfümeur bewundert und zugleich für seine gefühllosen Untaten gehasst wird, so stellt auch das Buch himmlische Düfte gleich neben die widerwärtigsten Gestänker.

Im Hotel Erikson jedoch befindet man sich beim literarischen Dinner, und der Appetit, er soll einem über den Köstlichkeiten dieser Küche wirklich nicht vergehen, nur, weil Süskind in formschöner Sprache von Kot, Urin und Gosse fabuliert. Drum fehlt auch dieser lange Absatz auf der ersten Seite von "Das Parfüm", in dem der Dichter sprachgewaltig die unschön duftende Seite von Grenouilles Paris erstehen lässt.

Karlheinz Gabor gehörte zu den wenigen, die an diesem Abend Tom Tykwers Verfilmung des Stoffes bereits gesehen hatten. Und ihm fiel auch gleich auf, dass der Erzähltext des Films den selben Sprung macht wie die Textauswahl seiner Gastgeber. Gabor, zu Hause in Ditzingen, war als Rezitator nicht zum ersten Mal zu Gast im Erikson, das die Lesung in Zusammenarbeit mit Heike Walter und ihrer Böblinger Event-Agentur "Celebrationz" veranstaltete. Lesung und Mahlzeit, das ist das Konzept der Reihe mit vier bis fünf Veranstaltungen pro Jahr.

Blutiger Schluss

Eben noch beugte man sich über die duftige Fischterrine mit frischem Salat, und gleich erlebte man, als staunender Hörer, wie Grenouilles Mutter sich auf dem etwas deftigeren Pariser Fischmarkt mit einem Fischmesser selbst entband. Als Hauptgang dann Kalbsröllchen in Salbeisoße, weil Tier und Gewürz in diesem Paris eine besondere Rolle spielten. Zuletzt ein Gries mit Lavendelduft: Grenouilles Geschichte geht zu Ende, der blutige Schluss wird ausgespart.

Leicht war es sicher nicht, anhand dieses Buches, das mit dem Kinostart seiner Verfilmung den Anlass des Abends bot, einen kulinarischen Streifzug zusammen zu stellen. Schließlich liegt der Reiz von "Das Parfüm" auch in den mitunter übel riechenden Abgründen hinter den schönen Worten. Im Hotel Erikson dagegen duftete es nur fein und die Gespräche waren kultiviert.